Donnerstag, 29. November 2012

PALEO DIET


PALEO-DIET?! - WTF?!

Einleitung:
Viele CrossFitter haben vielleicht bereits von der Paleo Ernährungsform gehört, wissen aber nicht so richtig, wieso, weshalb, warum. Für manche ist es komplett neu. An dieser Stelle will ich beiden Gruppen einen Überblick ermöglichen. Ich selbst bin in die Thematik vor über einem Jahr recht tief eingestiegen und bin gerne bereit der CrossFit Community die Thematik etwas näher zu bringen. Die Herausforderung für mich besteht darin es kurz zu halten denn das Problem ist, dass man die „Paleo-Diet“ von vielen Standpunkten – zum Beispiel auch und gerade medizinisch – betrachten kann und dieser Artikel hier eine „never ending story“ werden würde.
Ich versuche also euch – aber vor allem mich - nicht zu überfordern und hoffe, dass ich euch nicht erschlage. Here weg go ...

Mein Background:
Auf CrossFit (CF) aufmerksam wurde ich Ende 2010. Aber erst im Frühjahr 2011 begann ich mein CF Training und CF Interesse zu intensivieren. Seit diesem Zeitraum würde ich mich als "CrossFitter" bezeichnen - heute mehr denn jeh!

Durch mein gesteigertes Interesse begann ich viel im Internet auf diversen Sites über CF und den CF "Lifestyle" zu lesen. Im Zuge dessen stieß ich auch auf das Thema "Minimalismus" (engl. „Minimalism“) bzw. "Back To The Roots" mit welchem ich mich ohnehin - unabhängig von CF - seit längerem recht gründlich beschäftigte und Literatur dazu las. Dieses Prinzip äußert sich wie ich finde in mehreren CF Ansätzen: Die Abkehr von Maschinen und zu vielen Hilfsmitteln ("Don't use machines, become one!"), Barfußlaufen bzw. "Vibram 5 Fingers Training", und eben Paleo-Lifestyle bzw. Paleo-Diet.

Aufgrund meines sportwissenschaftlichen Hintergrundes, meiner sportlichen Vergangenheit, persönlichem Interesse und nicht zuletzt unterstrichen durch die CF Pyramide (in der Ernährung die Basis aus macht) war mir bewusst, wie wichtig und entscheidend die Ernährung als Leistungsfaktor im Sport sein kann. 



Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade junge Athleten dem Thema sehr wenig Aufmerksamkeit schenken – und damit Potential verschenken! 
Viele schauen einen gar schräg an wenn man selber kocht oder gar vorkocht bzw. überhaupt auf seine Ernährung achtet oder sagt „Das esse ich nicht!“. Die Einstellung "Ich trainiere um zu essen!" ist verbreitet - dabei sollte es anders herum sein – „Ich esse um optimal zu trainieren!“. Optimierte Ernährung führt zu optimierten Trainingsresultaten. Ich bringe dann gerne den Vergleich, dass ein Formel 1 Wagen auch kein Diesel tankt und an dem Spruch: "Man ist was man ißt!" eben doch etwas dran ist. Manchen geht dann ein Licht auf.

Definition:
Bevor wir jedoch über die „Paleo-Diet“ reden sollten wir zunächst den Begriff definieren, damit wir auch das gleiche meinen:
"Paleothic Era" ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die Altsteinzeit. Kurzform „Paleo“. Gemeint ist die Zeit vor der neolithischen Revolution (begann vor ca. 20.000 - 10.000 Jahren) - also der Zeit, in der noch kein Ackerbau und noch keine Viehzucht betrieben wurden und sich der Mensch noch als Jäger und Sammler seine Mahlzeiten erkämpfte. 
Synonyme sind mittlerweile zahlreich: Caveman-Diet, Stone Age Diet, Hunter-Gatherer-Diet, Steinzeiternährung, Steinzeit-Diät, Paleo-Diät. Wir bleiben bei dem Begriff Paleo-Diet. 
Die deutsche Bezeichnung als "Steinzeit-Diät" ist doppelt irreführend weil wir eben nur die „Alt“steinzeit betrachten und es sich auch um keine „Diät“ handelt. Denn hierbei ist "Diet" mit der englischen Bedeutung zu verstehen. Also nicht der deutschen "Diät" (X-Wochen zusammenreißen um ab zu nehmen und dann weiter wie zuvor) sondern als langfristige Ernährungsform bzw. -umstellung. Genug Formalismus.

Grober historischer Background:
Zurück zum Thema. Die Paleo-Philosophie kann recht knapp umrissen werden:
Die Evolution machte den Menschen in ca. 500.000 Jahren zum erfolgreichsten und dominantesten Lebewesen auf unserem Planeten. Eine Menge Zeit zur (willkürlichen) Optimierung. Die frühen Menschen führten aus heutiger Sicht ein hartes und gefährliches Leben. Unter spartanischen Bedingungen trotzten sie jeden Tag Gefahren, denen wir uns heute kaum noch bewusst sind: Wetter, Hunger, Durst, Raubtiere, feindliche Stämme, Verletzung – um nur einige zu nennen. Die Nahrungssicherung war sicherlich eine der wichtigsten täglichen Fragen. Diese wurde ausschließlich durch das erjagen von z.B. so possierlichen Tierchen wie Mammuts oder durch das Sammeln von z. B. Früchten und Beeren gesichert. Das war für uns bis vor ca. 15.000 Jahren unsere Ernährungsform - also für ungefähr 498.500 Jahre. 
Dann kam die sogenannte Agrar-Revolution. Durch die „Erfindung“ von Ackerbau und Viehzucht wurde der nomadische Mensch sesshaft, da er der Nahrung nicht mehr hinterher jagen musste – im wahrsten Sinne des Wortes. 

Die Philosophie der Paleo-Diet ist, dass der Mensch für diese Ernährungsform evolutionär noch nicht angepasst ist. Wenn man den Zeitraum von ca. 15.000 Jahren dem Zeitraum von ca. 500.000 Jahren entgegenstellt durchaus nachvollziehbar. Insbesondere dann, wenn man die menschlichen Vorläufer der „Homo“ Serie noch hinzu zählt. Dann wären wir nämlich bei mehreren Millionen Jahren. Diese „noch-nicht-Anpassung“ äußert sich bei einigen Menschen heute in diversen Unverträglichkeiten. Zum Beispiel der „Gluten-Unverträglichkeit“ und der „Lactose-Intoleranz“. Der Mensch ist zum Beispiel das einzige Lebewesen auf der Erde welches sein ganzes Leben lang Milch konsumiert – sicherlich nicht so von der Natur „gedacht“. Auch ist mittlerweile weitestgehend gesichert, das der Konsum von Getreide Entzündungen in unserem Körper begünstigt. Viele bemerken diese Unverträglichkeit jedoch nicht einmal bzw. bringen Beschwerden oder auch nur Blähungen nicht in Verbindung damit. Diverse Theorien in der Wissenschaft und die Paleo Anhänger verbinden mit unserer westlichen Ernährungsform viele der heutigen „Zivilisationskrankheiten“ also z.B. Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkte, Darmkrebs, Übergewicht, etc.. Für mich persönlich plausibel.



Wie geht Paleo also?
Die „Paleo-Dieter“ sind folglich davon überzeugt, dass die beste Ernährungsform die von der Evolution für uns entwickelte ist und nicht die selbst geschaffene.

Das bedeutet im Wesentlichen:
Keine verarbeiteten Lebensmittel. 
Keine Getreideprodukte! Besonders kein Weißmehl. Also kein Brot, keine Nudeln, kein Reis, keine Kartoffeln, etc. – UFF! ;-)
Keine Milchprodukte
Kein Zucker
Kein - wenig Salz

Viel Fisch und mageres Fleisch (Pute, Huhn, Wild, Rind), Eier (Qualität vor Quantität)
Viel Gemüse
In Maßen Obst
Gesunde Fette: Aus Fisch (Omega 3), Samen, Nüssen, Avocado, Öliven- & Leinsamenöl, etc.
Zum Naschen Nüsse und Beeren
Alles so naturbelassen wir möglich. Also z.B. „Bio“.



Ach ja ... und essen kann man soviel man will! Der Körper sagt einem bei dieser Ernährungsform automatisch wann er genug hat weil er nicht durch Zucker, Salz und andere Geschmacksverstärker, Aromen und Chemie manipuliert wird.
(Jeder hat sich vielleicht schonmal an Chips oder Schoki überfressen – aber wer hat sich schonmal an Äpfeln überfressen?!)



Die Fachliteratur und insbesondere Robb Wolf empfiehlt zum Einstieg ein 30 Tage Experiment. 30 Tage radikal Paleo. Warum? Um den Körper zu entgiften und auf „Entzug“ zu setzen. Zucker und Getreide können nämlich süchtig machen! Japp! Daher ist es nach meiner Erfahrung am Anfang auch relativ schwer das durch zu ziehen – wird aber immer leichter da man nicht mehr das Verlangen verspürt Anti-Paleo zu essen. Ausnahmen bestätigen die Regel! ;-) Soll ja auch keine Religion sein.

Bei mir hat es geklappt. Ich esse zu ca. 90 % Paleo. Dadurch fühle ich mich persönlich leistungsfähiger, wacher und ausgeglichener (wahrscheinlich weil ich keine Zucker-Peaks mehr habe). Abgesehen davon bin ich davon überzeugt mir was Gutes bzw. das Richtige zu tun, was mir ein gutes Gefühl gibt. Des Weiteren habe ich etwa 1 – 2 Kg verloren (was aber nicht mein Ziel war) und dann hat sich mein Gewicht eingependelt. Personen aus meinem Umfeld, die sich ebenso so ernähren bestätigen mir das.

Ich empfehle euch es einfach aus zu probieren. Was habt ihr zu verlieren? Nichts! Und gewinnen könnt ihr ggf. ein großes Stück Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Altersvorsorge und Lebensqualität! Ist doch was oder?

Wenn ihr noch Fragen habt empfehle ich euch zunächst (weil kostenlos) den qualitativ hochwertigen englischen Wikipedia Artikel zur Paleo-Diet. Der deutsche Wiki Artikel ist im Vergleich eher mäßig aber besser als nichts.
Wenn ihr weiterhin Interesse habt versorgt euch mit (meist englischer) Fachliteratur zum Beispiel:

- The Paleo Solution: The Original Human Diet von Robb Wolf
- The Paleo Diet: Lose Weight and Get Healthy by Eating the Foods You Were Designed to Eat von Loren Cordain
- The Paleo Diet for Athletes: A Nutritional Formula for Peak Athletic Performance von Loren Cordain

Und für Rezept Ideen:
- Everyday Paleo von Sarah Fragoso 
- Paleo Comfort Foods: Homestyle Cooking for a Gluten-Free Kitchen von Julie Sullivan Mayfield und Charles Mayfield


Und noch was: Genau wie CF macht Paleo besonders in der Gruppe Spass. Die US CF Affiliates führen öfters Paleo Seminare und anschließende Challenges durch. Probiert es doch in eurer CF Peer Group oder eurem Affiliate aus bzw. regt es an.

Bei weiteren Fragen könnt ihr gerne den Artikel kommentieren oder mich anmailen. Ansonsten ... Google is n super Ding! ;-)

Viel Spass beim Training und vielleicht mit Paleo.

yours

„steve“ ;-)

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